Die Fernwärme und ihre Anbieter sind derzeit in aller Munde – zu Recht. Medien und Verbraucherschützer publizieren zur Zeit Beispiele von Fernwärmeversorgern, die ihre Kunden abzocken. Dabei wird die ganze Branche für einige wenige pauschal in die Ecke gestellt. Die Vorstände der Gemeindewerke Vaterstetten kritisieren nun die Vorverurteilung der ganzen Branche.
Nicht alle Fernwärmeversorger sind gleich. Die Gemeindewerke Vaterstetten stellen sich gegen die derzeitige Rufschädigung der ganzen Branche,“ sagt Tobias Aschwer, Vorstand im Kommunalunternehmen. Fernwärmeversorger hätten es zur Zeit nicht leicht. 100.000 Gebäude sollten künftig pro Jahr an die Fernwärme angeschlossen werden; der Bund fördere das – die Kunden drängen mangels echter Alternativen zu den Versorgern. Auf der anderen Seite häuften sich Klagen von Fernwärmekunden, deren Anbieter in den letzten Jahren drastische Preiserhöhungen durchgesetzt hätten. Der Verbraucher kann sich nicht wehren, er sei dem Monopol ausgeliefert. Eine Verzehnfachung der Arbeitspreise binnen zwei Jahren, bis zu 46 Cent für die Kilowattstunde Wärme – kein Wunder, dass Verbraucherschützer auf die Barrikaden gingen. Das sei die eine Seite.
Wie steht das Vaterstettener Gemeindewerk dazu? Georg Kast, der kaufmännische Unternehmensvorstand erläutert: „Wer seit 2017 bei uns Fernwärmekunde ist, hat immer günstige Arbeitspreise gezahlt: 2017: 8,211 ct/kWh, 2018: 7,946 ct/kWh, 2019: 7,954 ct/kWh, 2020: 8,187 ct/kWh, 2021: 8,201 ct/kWh, 2022: 8,172 ct/kWh. Wir sind also in diesen sechs Jahren nicht nur stabil geblieben, sondern sind sogar günstiger geworden.“ In der Zeit, in der viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland unter massiven Preissteigerungen im Energiesektor litten, habe der Vaterstettener Wärmekunde keinen Cent für seine Versorgung mehr bezahlt. Der Preis konnte aufgrund alter Gas-Lieferverträge stabil gehalten werden. „Rechtlich hätte aufgrund der Veränderungen auf dem Markt tatsächlich eine Erhöhung durchgesetzt werden können, aber darauf wurde verzichtet.“
Unsere Verbraucher können sich auf eine seriöse Kalkulation unserer Preise verlassen“, ergänzt Tobias Aschwer. Auch der Vorwurf, die Gemeinde Vaterstetten würde die Gewinne des Unternehmens abgreifen und damit ihren Haushalt sanieren, treffe nicht zu. „Bis zum heutigen Tag haben wir keinen einzigen Cent Gewinne aus dem Unternehmen an die Gemeinde transferiert“, so der Verwaltungsratsvorsitzende Leonhard Spitzauer, gleichzeitig Erster Bürgermeister. „Unser Unternehmen haben wir dazu gegründet, um regenerative und preisgünstige Energie zum Bürger zu bringen, nicht um unseren Haushalt zu sanieren. Unser Generationenprojekt Geothermie kann nur gelingen, wenn wir eine hohe Kundenakzeptanz haben,“ so der Bürgermeister weiter. „Dass das Gemeindewerk nicht defizitär arbeiten soll, ist andererseits aber ebenfalls Pflicht, eine umgekehrte Quersubventionierung kommt ebenso wenig in Frage.
Besonders in der Kritik stünden derzeit Unternehmen, bei denen große Energieversorger alleine oder mit Stadtwerken zusammenarbeiteten. Auch dazu gibt es im Vaterstettener Gemeinderat eine überwiegende Meinung: „Niemand außer der Gemeinde selbst und den zuständigen Organen soll den Preis, den der Kunde bezahlen muss, bestimmen. Jeder Cent aus dem Unternehmen fließt in den Ausbau des Fernwärmenetzes und der Geothermie, das ist die feste Überzeugung der Verantwortlichen. Deshalb soll das Projekt Geothermie auch nur auf kommunalen Beinen stehen,“ ist Spitzauer überzeugt.
Dass die Lage auf dem Energiemarkt auch an den Vaterstettener Kunden nicht spurlos vorbeigehe, sei leider nicht wegzudiskutieren. Eine Steigerung des Einkaufspreises für Gas von rund 3 ct/kWh auf mehr als das 6-fache im Jahr 2023 müsse natürlich weitergegeben werden. Der Arbeitspreis betrage aktuell 24 ct/kWh (brutto), wobei für 80% des Jahresverbrauches die staatliche Fernwärmepreisbremse greift. „Aber für das kommende Jahr haben wir schon wieder unseren Energieeinkauf mit guten Konditionen getätigt. Das werden wir an die Kunden weitergeben,“ so Aschwer. „Wohin dann die Preise gehen, wissen wir alle nicht endgültig“, so der kaufmännische Vorstand Georg Kast. „Aber die Prognosen zeigen uns, dass wir den eingeschlagenen Kurs, auch für die Geothermie, halten können und die Verbraucher damit sehr zufrieden sein werden“.